Woher der Name „Brokate“ aus den zwölf oder noch gebräuchlicheren acht Brokaten eigentlich komme, werde ich hin und wieder mal gefragt.
Der Name „Brokate“ für eine Reihe von acht (Ba Duan Jin) oder im Fall unserer Wudang Sanfeng-Brokate nach Meister Wang Taike zwölf Brokate (Shi Er Duan Jin) ist mittlerweile nicht mehr nur in China, sondern auf vermutlich der ganzen Welt gebräuchlich. Für die Herkunft des Namens kursieren meines Wissens mehrere Deutungsmöglichkeiten. Manche vermuten, dass eine der ersten Abbildungen von Qigong-Übungen – nämlich auf kostbarem Textil – der Grund sei. Auch ist hier und da zu lesen, dass der Name wohl daher rühre, dass die Übungen wegen ihrer Kostbarkeit und Schönheit mit Brokatstoff verglichen werden. Beides mag sein.
Ich finde interessant, mir Brokatstoff anzuschauen, es gibt ja Silber- und Goldbrokat. Und Brokatstoff unterscheidet sich vom ähnlich aussehenden Damast wohl vor allem dadurch, dass metallene Fäden eingearbeitet worden sind, also Gold- oder Silberfaden oder anfangs wohl auch eine andere Art von wie es hier heißt „Zierschussfaden“.
Wer tat das Jin ins Ba (Shi Er) Duan Jin?
Dem Gedanken folgend fällt mir auf, dass wir unsere Brokate mit der stets selben Bewegung abschließen (eine Ausnahme bestätigt die Regel), nämlich die geöffneten Arme zur Seite gestreckt, Fingerspitzen nach hinten zeigend gestreckt, Handflächen nach links und rechts und dann die Hände bis vor dem Körper zusammenbringend und heranholend sowie absenkend abschließen. In jeder der 12-Meridian-Stretch-Übungen, wie die 12 Brokate an der Schule meines Lehrers auch genannt wurden, findet sich diese Dehnung des Lungenmeridians. Dessen äußerer Verlauf beginnt in den Schultergrübchen und führt auf der Armvorderseite über Ellbogen und Handgelenkinnenseite bis zur äußeren Daumennagelfalz.
Das zieht sich durch alle unsere Brokatübungen durch – wie ein silberner oder goldener Faden. Und die mit Lunge und auch Dickdarm verbundene Wandlungsphase ist Metall, also: Jin. So erklärt sich mir, warum unsere Brokatübungen Brokate genannt werden.
Aber natürlich – wie so oft mit ein bisschen mythisch aussehenden Erklärversuchen: ganz logisch ist das nicht. Auch andere Formen von Qigong, die ich lernen durfte und teils täglich übe, arbeiten schließlich mit der Atmung und dehnen auch den Lungenmeridian. Auch sie sind wunderbare und ebenso wirksame Übungen. Auch ihnen könnte somit die Brokatanlehnung gebühren.
Und doch zieht es sich auf für mein Gefühl andere Weise durch. Nicht auf diese sich stetig wiederholende und unveränderliche Art in jeder der Übungen, wie bei den mir bekannten Brokatübungen. Oder anders gesagt: nicht so gleichmäßig wie ein in einen Brokatstoff eingearbeiteter Gold- oder Silberfaden.
Das üben wir derzeit und auch demnächst wieder zusammen ein. Komm und kommen Sie gerne dazu: Zeit und Orte stehen hier.
Im Video: Meister Guan Yongxing von der Wudang Daoist Kungfu Academy mit den 12 Brokaten nach Wudang Sanfeng-Lehre.
Und hier ein Beitrag des Bayerischen Rundfunks über den letzten Brokatweber Krefelds.