Qigong

Einer Legende zufolge wurden chinesische Mediziner nicht bezahlt, sobald der Patient krank wurde. Geld gab es nur, solange er gesund blieb. Fakt ist in jedem Fall: Prävention ist ein ganz wichtiger Bestandteil der daoistischen Medizin (TCM = Traditionelle Chinesische Medizin). TCM-Kliniken haben in aller Regel eine Qigong-Abteilung.

Der chinesische Begriff Qigong umfasst zwei Worte: Qi wird üblicherweise übersetzt mit Lebensenergie, Lebenskraft, auch Atem. Das chinesische Zeichen für Qi setzt sich aus den Radikalen für „Reis“ und „Dampf“ zusammen und zeigt uns damit auch schon den Weg, auf dem wir unser erworbenes Qi aufnehmen: nämlich durch Nahrung (Reis) und Atem (Dampf). Wir sollten also gesund essen und trinken und – zum Beispiel mit Qigong – unsere Fähigkeit zu atmen verbessern. Gong wiederum bedeutet Arbeit, Übung. Die wichtigste davon: zur Ruhe kommen.

„Die größte Offenbarung ist die Stille.“ (Laozi)

12 Brokate-Qigong (Shi Er Duan Jin)

In den diversen Qigong-Traditionen gibt es verschiedenste Varianten der Brokatübungen. Gebräuchlich sind die 8 Brokate (Ba Duan Jin). In der Sanfeng-Schule (Pai) der Wudang-Berge ist eine Brokatvariante mit vier zusätzlichen Übungen – 12 Brokate also – üblich, die von Meister Wang entwickelt wurde (Dr. Wang Taike), Meister Guans Meister. An der Wudang Taoist Kungfu Academy, an der Meister Guan lange Cheflehrer war, wird dieses Qigong als „12 brocades stretching“ bezeichnet. Neben der Atmung steht in den 12 Einzelübungen die sanfte Dehnung im Vordergrund – es ist ein Dao Yin-Qigong (Dao Yin = Dehnen und Strecken), mit dem Gelenke und Muskeln, Sehnen, Bänder sowie Faszien gedehnt werden. Ziel ist, die Atmung zu vertiefen, die Durchblutung zu fördern, den Körper geschmeidig sowie Gelenke und Energieleitbahnen (Meridiane) durchlässig werden zu lassen und so unsere Lebenskraft (Qi) zu stärken.

Im Video: Meister Guan Yongxing von der Wudang Daoist Kungfu Academy.

Seidenübungen

Zum Taijiquan gehören diverse Grund- und Basisübungen (Jibengong). Die Seidenübungen oder auch Seidenfaden-Qigong spielen gerade fürs Taijiquan in vielen Traditionen eine wichtige Rolle. Der Begriff rührt her von der klassischen Anweisung, unsere Bewegungen im Taijiquan so fließend und zugleich langsam auszuführen, als würden wir einen Seidenfaden abwickeln. Sind wir zu schnell, könnte der Faden reißen, sind wir zu langsam, würde er verknäueln. Mit den seidenartig ziehend ausgeführten Bewegungen einzelner Teile aus der Taijiquan-Form, aber auch etwa aus dem Wuxing-Qigong, in einer Art meditativer Dauerschleife vertiefen wir unseren meditativen Zustand. Die spiralförmige Bewegung stimuliert auch tiefergelegene Schichten unseres Körpers. Durch die Einförmigkeit und Wiederholung der Bewegungen – im Idealfall über einen gewissen Zeitraum hinweg täglich – lernen wir außerdem, unsere Tagesform zu erspüren und konstruktiv mit ihr umzugehen. Die Vielfalt der möglichen Bewegungen ist groß – und lässt sich reduzieren auf kreis- und 8-förmige Bewegungen.

Chan Mi Gong

Die einfachsten Übungen sind im Chan Mi Gong (Chan Mi Qigong) zugleich die höchsten Übungen. Wir lassen Wellenbewegungen durch die Wirbelsäule und den Körper in alle Richtungen fließen und lösen so die in den Gelenken und Geweben unseres Körpers gespeicherten Spannungen. Verbrauchte Energie geben wir ab, frische Energie nehmen wir zu uns – einatmend, ausatmend. Der Mensch ist zwischen Himmel und Erde aufgespannt. Alle unsere Zellen haben ein Bewusstsein.

Atem-Qigong

Diese mit innerlichen Vorstellungen verknüpften Übungen aus dem Atem-Qigong sowie Entspannungsübungen (Fang Song) werden im Kurs in der Regel sitzend ausgeführt. Die einzelnen Übungen dauern zwischen 2 bzw. in der Regel 5 und 20 Minuten. Anders als andere Qigong-Methoden lassen sie sich mit etwas Übungspraxis auch nach Bedarf und Vorliebe stehend, sitzend, liegend oder gehend bzw. unter Umständen sogar laufend (beim Jogging oder Nordic Walking z.B.) in den Alltag integrieren. Mit etwas Übungspraxis können sie dann bei Bedarf zur Beruhigung wie auch zur Aktivierung eingesetzt werden.

Das Atem-Qigong ist auch für ältere oder (vorübergehend) stark bewegungseingeschränkte Teilnehmer/innen eine gute Möglichkeit, etwas für sich zu tun und für sportlichere Personen eine sehr gute Ergänzung und Bereicherung des übrigen Trainings- und / oder Therapieprogramms. Für alle anderen sind die Übungen des Atem-Qigong eine wunderbare Bereicherung und Ergänzung der Taijiquan-/Qigong- und auch sonstigen Bewegungspraxis.

Qigong der 5 Tiere/Wandlungsphasen (Wudang Tai Yi Wu Xing Qigong)

Dieses Qigong wird auch 5-Elemente/Wandlungsphasen- (= Wu Xing) oder auch 5-Tiere-Qigong genannt. Auch das Wu Xing-Qigong gibt es in den verschiedenen Qigong-Traditionen in sehr unterschiedlicher Form.

Auf dem Berg Wudang werden diese 5 Tiere gelehrt und geübt: Schildkröte (Wandlungsphase Wasser), Kranich (Wandlungsphase Feuer), Tiger (Wandlungsphase Erde), Schlange (Wandlungsphase Metall) und Drache (Wandlungsphase Holz). Das ist eine leichte Abwandlung der klassischen chinesischen fünf Tiere, wie sie etwa aus dem Feng Shui bekannt sind: Schlange und Tiger haben die Plätze getauscht – klassisch sitzt der weiße Tiger rechts im Bereich Metall und die gelbe Schlange für die Wandlungsphase Erde in der Mitte (also in uns). Und statt des Phoenix (Fèng Huáng) Richtung Süden ist „unser“ Feuervogel der Kranich. Doch der Tausch nach Sanfeng-Art ergibt in den Übungen und der Form dann auch sehr viel Sinn für die Stimulation der Organe und Meridiane.

Das Wudang Tai Yi Wu Xing-Qigong ist ein sehr schönes Qigong-Set, das in fünf komplexeren Bewegungsabfolgen Dehnung, Kräftigung und Atmung bzw. auf einer fortgeschritteneren Lernstufe auch innere Vorstellung und Fühlen schult und trainiert. Im Video: Meister Guan Yongxing von der Wudang Daoist Kungfu Academy.

Taiji Dao Yin

Die Seidenübungen des Chen-Taijiquan Kleinen Rahmens, ein Dao Yin-Qigong (= Dehnen und Strecken). Taiji Dao Yin, das sind 12 Übungen, die auch miteinander verschmolzen werden können und rasch für Geschmeidigkeit und Wohlbefinden sorgen.

Shi Ba Luo Han Gong (aus dem Mei Hua Tang Lang Quan)

Auch als „Die Übungen der Mönche“ bezeichnet. Dieses Übungssystem wurde erstmals von Bodhidharma (ca. 520 n. Chr.) im Shaolin Tempel eingeführt. Die 18 Übungen leitete er aus den Techniken des indischen Kampfsystems Vajaramushti ab. Ein sehr schnell kräftigendes Qigong, bei dem Atmung und Bewegung koordiniert werden. So erreichen wir übend auch feinste Gewebeschichten unseres Körpers.

Xian Tian Hun Yuan Gong (Zurückkehren zum Ursprung)

Diese ebenso schlichte wie schöne Qigongform aus den Wudangbergen Chinas ist in ihren äußeren Bewegungen leicht zu lernen. Umso effektiver bringt dieses Qigong den ganzen Menschen in Bewegung – innerlich und äußerlich – und führt mit einer immer wieder erstaunlichen Leichtigkeit in die Ruhe, Entspannung und Reinigung. Ein Qigong, das erfrischt und ausgleicht.

Selbstakupressur

Vermittelt wird eine verhältnismäßig einfache Routine entlang einiger „strategisch wichtiger“ Akupressurpunkte entlang der 12 Haupt-Meridiane und zusätzlich einiger Sonder-/Wundermeridiane. Hintergrundwissen braucht es zum Erlernen dieser sehr gut für den Hausgebrauch geeigneten Routine nicht und wird auch nur rudimentär vermittelt. Es geht ums praktische Anwenden der Griffe. Hierfür bekommen die Teilnehmer qnuasi die Route und auf Weg entlang unseres Körpers einige wichtige Wegmarken sowie Faustregeln für die Selbstbehandlung. Die Selbstakupressur kann gern in einem laufenden Kurs integriert werden, aber auf Anfrage auch gern extra gebucht werden. Gerne einzelne Termine von 1 bis 3 Stunden.

„Will man die Wahrheit erfahren, die sich hinter Qigong verbirgt,
sollte man es praktizieren.“
(Liu Han Wen)