Circles

Kreise und Spiralen begleiten uns im Taijiquan wie auch im Leben überall. Kreise, Spiralen, Wellen sind Grundelement jeder Bewegung. Sogar der statischen.

Vor Jahren habe ich mal ein Video gesehen, das mich sehr fasziniert hat. Unser Sonnensystem mal anders betrachtet – nämlich nicht zweidimensional rotierend wie auf einer Platte, sondern dreidimensional: in space. Ob es sich mit der Rotation unseres Systems genau so verhält – ich weiß es nicht. Plausibel wäre es, immerhin sagt man unserem Universum und den darin befindlichen Galaxien nach, zu expandieren, also auch unserem Sonnensystem.

Also warum nicht so?

In dem Video ist sehr schön zu sehen, wie von der Seite her betrachtet scheinbare Wellenlinien – eine mögliche Form oder Darstellung von Yin und Yang – eigentlich Spiralen sind. Und von vorn betrachtet Kreise.

Spiralkraft erwächst aus Kreis und Gerade

Wer bei und mit mir Seidenfaden-Qigong lernt und übt – nächste Gelegenheit dafür findet sich unter Kurse -, wird auch das ausprobieren können: wie die perfekte Kreisbewegung immer auch eine Gerade enthalten muss, um wirklich rund zu sein. Unsere Aufgabe auch im Taijiquan (Tai Chi). Kaum irgendwo habe ich dieses Prinzip anschaulicher abgebildet gesehen, als in diesem Video, das auch als animiertes Gif schon kursierte.

Unsere Übung im Spiel besteht dann gerne darin herauszufinden, auf welche Gerade es gerade ankommt: die im Unterarm oder in der Wirbelsäule beispielsweise? Und wie das ineinander übergehen kann.

Die Arme stets kreisrund zu halten – die nötige Gerade anwendend -, so habe ich es im Taijiquan gelernt. Selten ist da eine Streckung. Wie wir uns Stabilität durch Weichheit (und Rundung) vorstellen können, hat Meister Wang Taike (Shifu von Meister Guan Yongxing) in dem immer und auch gern immer wieder empfehlenswerten Film „Opening Dao“ erklärt am Beispiel eines Autoreifens, den einzig Luft und Gummi stabilisieren.

Soweit mir bekannt alle Taijiquan-Stile nutzen „Peng“ (die mit gerundetem Arm/Armen sich ausdehnend abwehrende Kraft). Circles – Kugeln und Kreise – sind die kompaktesten und auch in sich stabilsten Formen, habe ich mal irgendwann gelernt, meiner Erinnerung nach auch mal irgendwann im Physikunterricht. Und wie ich kürzlich gesehen habe, gibt es in England wohl zahlreiche Mauern, die auf diesem Prinzip ihre Statik bauen: Wellen und damit halbe Kreise. Ob es die Kreise sind oder der so entstehende Zickzackverlauf – Kreise und Gerade im Zusammenspiel, auch hier statisch wieder -, weiß ich nicht: Die Mauern sind standfest genug, dass eine Schicht Ziegel für die Standfestigkeit reicht – statt wie bei einfach gerade verlaufenden Mauern laut dem Bericht wohl üblich mindestens zwei Steinschichten.

Auch ein sehr schönes Beispiel von Yin-Yang-Kraft, wie im ersten der beiden hier zu findenden Videos dargestellt. Die am Ende letztlich wohl die Ruhe ist, in der ja auch unseren hiesigen Sprichwörtern nach die Kraft liegt. Und die Gehirnforscher auch messen können, wie hier am Beispiel von Chen-Meister Chen Ziqiang gezeigt, als Alpha-Wellen.

Und auch diese schöne Grafik zeigt, warum Taijiquan (Tai Chi) sehr schöne Veranschaulichungsmöglichkeiten für Mathematik bietet und dafür, dass manches auch in Trigonometrie oder Kurvendiskussion zumindest auch Sache der Perspektive ist.

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