Taijiquan

„Wer Taijiquan übt, wird
stark wie ein Holzfäller, beweglich wie ein Kind und
gelassen wie ein Weiser.“
(chinesische Redewendung)

Taijiquan (Tai Chi) ist eine Kampfkunst und zugleich Form von Qigong – Meditation in Bewegung. Wir üben den Bewegungsablauf, unsere Form, in einer möglichst natürlichen Langsamkeit aus, die uns erlaubt, mit der Zeit dann auch feine innere und äußere Bewegung wahrzunehmen. Das hierzulande mittlerweile bekannte Yin- und Yang-Symbol von der Harmonie der Gegensätze wird Taijitu genannt. Taijiquan ist also eine buchstäblich harmonische Kampfkunst. Dabei bedeutet Taiji soviel wie das höchste Größte, der höchste First etwa eines Daches. Oder eben auch der Gipfel des Berges, an dem sich Licht und Schatten begegnen. Yang, die helle aufstrebende, vordringende Kraft, Yin, die dunkle, herabsinkende und sich zusammenziehende Kraft. Die zusammengehören und zu deren Harmonie der beständige Wandel der Gegensätze gehört – und deren Balance.

„Ein Baum der nicht nachgibt, wird umgeknickt.
Ein Baum der zu viel nachgibt, kann nicht in den Himmel wachsen.“
(Redewendung)

18er Wudang Sanfeng Taijiquan (Tai Chi)

Diese Kurzform aus dem Sanfeng-Pai vom Berg Wudang eignet sich vom Schwierigkeitsgrad her sehr gut für Anfänger. Es ist ein sehr schönes und auch wirksames Taijiquan, das pro Durchlauf etwa rund 5 Minuten dauert. Damit lässt sich diese Form sehr gut auch in einen durchgetakteten Alltag integrieren und mit wenigen Minuten täglicher Übungsdauer bereits zur Harmonisierung, Stärkung und Wohlbefinden beitragen. Das ist auch meine eigene Erfahrung als zuvor über viele Jahre hinweg rein privat Übende über viele Jahre hinweg mit einer anderen ähnlich kurzen Form.

28er Wudang Sanfeng Taijiquan (Tai Chi)

Von der 18er zur 28er Wudang-Sanfeng sind es nur ein paar kleine, aber durchaus nicht unwesentliche, Schritte. Diese ebenfalls sehr schöne Taijiquan-Form enthält weite Teile der 18er-Kurzform – diese wurde praktisch der 28er entnommen. Die 28er Wudang Sanfeng-Taijiquan ist aber in manchen Details komplexer und enthält auch zusätzliche Bestandteile wie ein paar Kicks, Spiralen und tiefere Stände (die aber auch höher ausgeführt werden können – je nach aktueller Verfassung).

Die 28er eignet sich gut als Aufbaustufe für Teilnehmer, die das 18er Wudang Sanfeng-Taijiquan erlernt haben und vertiefen möchten oder als Anfängerstufe für Teilnehmer mit vielleicht etwas Vorerfahrung in Taijiquan, einer anderen Kampfkunst bzw. generell sportlichere Teilnehmer, die leicht und gern Bewegungsabläufe lernen. Die 28er-Form dauert im einmaligen Durchlauf etwa knapp 7 bis 8 Minuten. Natürlich haben wir es in der Hand, das Tempo durch zunehmende innere Absenkung und Sammlung weiter zu verlangsamen.

Auch die 28er ist eine Verkürzungsform – aber keine Vereinfachungsform mehr, wie die 18er. Die 28er ist ein gestraffter Ausschnitt aus der traditionellen Form des Sanfeng-Pai, der 108er Wudang Sanfeng.

13er Wudang Sanfeng Taijiquan (Tai Chi)

Der Vollständigkeit halber sei hier auch die 13er Wudang Sanfeng aufgeführt, die ich sehr liebe und wie auch die 28er täglich übe. Die 13er gilt als Urform oder Mutterform des Taijiquan. Man sagt, es sei die Form, die Zhang Sanfeng persönlich erfunden habe. Wieweit dies historisch überliefert ist, weiß ich nicht. Im Grunde ist es auch egal. Viel entscheidender ist: Die 13er ist wunderschön und unter den vielen verschiedenen Taijiquan-Formen einzigartig. Sie ist die einzige mir bekannte Form welchen Stils auch immer, die fast komplett symmetrisch aufgebaut ist – mit ein paar kleinen und gut begründeten Ausnahmen.

Anders als die anderen Formen, ist die 13er Wudang Sanfeng nach den 13 Prinzipien des Taijiquan benannt, nicht nach der Zahl der Bilder. Sie umfasst mehr als 60 Bilder und dauert im einmaligen Durchlauf vielleicht etwa 10-15 Minuten oder länger, je nach natürlichem Lauf.

Die 13er ist etwas für Teilnehmer, die regelmäß üben und sich dafür gerne ihre tägliche Zeit nehmen. Denn nur so werden sie sich die häufig wechselnden und teils komplexeren Abfolgen einprägen können und die Form zum Leben erwecken. Die 13er ist nicht an sich schwieriger, aber variantenreicher und benötigt mehr Übung und Liebe.